I   Co-WORKS
glossolamento / Christian Wolz & Bernd Schultheis / 2004-2005

DE




zwei höchst unterschiedliche künstlerpersönlichkeiten treffen aufeinander.

der vokalkünstler christian wolz entwickelt seine programme aus der improvisation. seine virtuosen vokalpartien werden im studio aufgezeichnet, elektronisch bearbeitet und im computer zu einer komposition gefügt, die er dann für die aufführung reproduzierbar macht. durch den einsatz von mikrofon und elektronik werden klangaspekte der stimme fokussiert, die im konzertsaal üblicherweise unhörbar bleiben. ein außergewöhnliches stimmerlebnis.

bernd schultheis entwickelt seine klangvorstellungen, sei es für akustisches instrumentarium oder elektronik, in gedanken, schreibt sie in skizzen und partitur und beginnt dann mit elektroakustischen experimenten und der realisierung der imaginierten klänge sowie der steuersoftware.
in diesem prozess sind veränderungen der komposition, im sinne einer überschreibung, durchaus zulässig. auf diese weise sind entwicklungen vom initial her vorgesehen. das verfahren ist nicht auf ein determiniertes und absolutes ziel ausgerichtet. entwicklungen werden überraschend unterbrochen oder umdefiniert. vexierbilder entstehen, ein spiel um die passgenauigkeit von form und inhalt. die musikalischen gedanken bleiben bei aller komplexität klar und faßlich.


die stimme als basis der komposition

die beiden musiker kommen für dieses projekt zusammen, um eine komposition zu schaffen, die die besonderen ausdrucksmöglichkeiten der stimme christian wolz’ und dessen arbeitsweisen reflektiert und sie zu komplexen orchesterklängen in bezug setzt. verschiedene gradationen von kontrast und verschmelzung sollen ausgelotet werden.
das stimmliche spektrum ist weit: einzeln gefärbte glottisschläge und kaskaden, kehlkopfrhythmen, zerchfellpulsationen, vibrationen und rauschfarben sowie vokale mehrklänge durch besondere stimulation der stimmbänder und modulationen unter einsatz des gesamten körpers werden ins zentrum des vokalen ausdrucks gerückt.
bernd schultheis wird die von christian wolz eingebrachten techniken, klänge und strukturen auskomponieren, gleichzeitig ihm komponierte episoden zur improvisativen aus- und umgestaltung anbieten. initialklang und formentwicklung der musik entstehen im austausch von ideen und materialen beider künstler.


umsetzung

um diesen prozess des austausches in gang zu bringen, entwickeln die beiden musiker eine bibliothek mit klanglichen und strukturellen elementen der stimme. dieses material wird im computer gespeichert und steht jedem einzelnen für experimente zur verfügung. in verschiedenen arbeitsphasen treffen sie sich und stellen das entwickelte material zur disposition. nach und nach werden sich wesentliche aspekte herausschälen, die sich dann zur endgültigen komposition verdichten lassen, die schließlich von bernd schultheis in der partitur fixiert wird. anschliessend wird die elektronik für die aufführung programmiert.